Familie und Karriere im Exzellenzcluster UniCat
Befunde von zwei Studien von Grit Petschick
Kinderbetreuungsbedarf in UniCat:
Ergebnisse einer standardisierten Befragung unter UniCat-Mitgliedern
Gemeinsam mit der Genderreferentin des Clusters Claudia Nasrallah hat das FG Methoden der empirischen Sozialforschung der TU Berlin eine standardisierte Online-Befragung zum Thema Kinderbetreuungsbedarf in UniCat durchgeführt. Hierzu wurde u.a. ermittelt, wie viele UniCat-Mitglieder Kinder haben oder in den nächsten Jahren bekommen möchten sowie ob bzw. in welcher Form sich dieser Personenkreis diesbezüglich Unterstützung von UniCat wünscht. So kann die Geschäftsstelle konkrete Maßnahmen zur Unterstützung von Kinderbetreuung zu entwickeln und eine vorausschauende Angebotsstruktur gestalten sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern.
Insgesamt nahmen 182 von 256 UniCat-Mitgliedern an der Befragung teil, was einer Ausschöpfungsquote von 71% entspricht. 122 Personen, also etwa zwei Drittel der Befragten, haben Kinder oder können sich vorstellen, in den nächsten Jahren welche zu bekommen. Etwa die Hälfte dieses Personenkreises wünscht sich Unterstützung von UniCat bei der Kinderbetreuung: 56% wünscht sich eine von UniCat organisierte Kinderbetreuung, wobei nahezu alle dieser Personen (37 Personen) eine regelmäßige Form der Kinderbetreuung bevorzugen. Gleichzeitig wünschen sich etwa 60% eine finanzielle Unterstützung, wobei vier von fünf Personen (39 Befragte) maximal 300 Euro monatlich für ausreichend halten würden.
Die Situation von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern
Ergebnisse einer offenen Befragung von ausgewählten UniCat-Mitgliedern
In einer zweiten Studie des FGs Methoden der empirischen Sozialforschung stand die Situation von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern in der Post-Doc-Phase mit eigenen Arbeitsgruppen im Interesse unserer Befragungen. Ziel der Studie war es insbesondere, die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in UniCat zu evaluieren. Im Zentrum stand dabei die Integration dieser Personen in UniCat, ihre Kooperationen und Forschungstätigkeiten, sowie spezifische Probleme und Chancen, die sich aus dem UniCat-Nachwuchsprogramm für die eigenständigen Forschungstätigkeit und Karrieren ergeben. Dabei wurden zunächst sowohl Nachwuchsgruppenleiterinnen und Nachwuchsgruppenleiter, als auch Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren des UniCat-Clusters befragt. Es handelte sich nahezu um eine Vollerhebung dieser Personengruppe. Ergänzend hierzu wurden Experteninterviews mit Vertretern der Geschäftsstelle und der Leitung geführt.
Unsere Studie deutet darauf hin, dass UniCat sowohl Chancen, als auch Gefahren bietet: Positiv bewerteten die Befragten die Infrastruktur (Räume, Materialien, Sekretariate), die ihnen zur Verfügung gestellt wird und die den Aufbau einer Arbeitsgruppe und die eigenständige Forschung beschleunigt. Als karrierefördernd beurteilt wurden auch der wissenschaftliche Austausch mit und die Unterstützung durch einen erfahrenen Hochschullehrer bei Fragen bzw. allgemeiner bei der Bewältigung der neuen Aufgaben, die sie zur Etablierung in der Wissenschaft bewältigen müssen. Weiterhin als hilfreich wahrgenommen wird die Vernetzung durch verschiedene Treffen, die ihnen UniCat bietet (wie Bereichstreffen, BIG NSE-Vorträge, Colloquien),. Bei diesen Treffen ergeben sich neue Kooperationsnetzwerke sowie ein guter Überblick über verschiedene Themenfelder. Auch die Ansprechbarkeit von neuen, potentiellen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern wird in diesen Zusammenhängen erleichtert. So ergeben sich für die Befragten verschiedenste Möglichkeiten des Austauschs von Know-How und Materialien, die für Forschung benötigt werden, sowie gemeinsame Kooperationen mit anderen Forschenden.
Diese Chancen sind jedoch sehr zwiespältig, da sie auch Nachteile mit sich bringen: Zu den allgemeinen Anforderungen an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler (wie die Betreuungsleistungen für Promovierende und den Nachweis der wissenschaftlichen Eigenständigkeit) treten hierdurch zusätzliche Anforderungen an die jungen Forschenden des UniCat-Clusters. Neben den positiven Konsequenzen aus den verschiedenen Treffen und Veranstaltungen des Clusters resultiert aus ihnen auch ein erheblicher zeitlicher und kommunikativer Mehraufwand.
Da die befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über ihre eigene Stelle hinaus kaum über eigene (Personal- und Sach-)Mittel verfügen, ist ihre Möglichkeit, eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen, sehr begrenzt und die Abhängigkeit von einem bereits etablierten Hochschullehrer oder von anderen Kooperationen insbesondere zur Mitbenutzung von Infrastruktur (wie Laboren) sehr hoch. Insbesondere der allgemeine Raummangel an der TU Berlin stellt dabei ein besonderes Problem dar. Daher kommt der Einbettung der Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in die Forschungsaktivitäten, Forschungsnetzwerke und Infrastrukturen von UniCat eine verstärkte Bedeutung für ihre wissenschaftlichen Karrieren. Aus der entstehenden Abhängigkeit resultiert insbesondere beim Nachweis wissenschaftlicher Eigenständigkeit (in Bezug auf gemeinsame Publikationen und Ko-Autorenschaften) oft ein Konflikt, der Beeinträchtigungen der eigenen wissenschaftlichen Karriere in sich bergen kann. Da UniCat von außen als Chemie-Cluster wahrgenommen wird, antizipierten einige Betroffenen aus anderen Disziplinen etwaige Probleme für ihre disziplinäre wissenschaftliche Karriere
Paradoxerweise zeigt sich dieses Problem der Abhängigkeit (von einem etablierten Hochschullehrer im Speziellen bzw. von der Einbindung in das Cluster im Allgemeinen) bei den explizit für die Frauenförderung konzipierten Nachwuchsstellen in Besonderem Maße. Die Ursache liegt im Rekrutierungsmuster: Um möglichst viele Frauen gewinnen und fördern zu können, wurden diese Stellen thematisch offen ausgeschrieben. Genau dadurch wurden sie weniger systematisch als andere Nachwuchsstellen an bestehende Arbeitsgruppe angegliedert, wodurch wiederum nötige Infrastruktur nicht immer sichergestellt wurde. Es war somit nicht von vornherein sichergestellt, ob sich aus dem Thema der Nachwuchswissenschaftlerin eine entsprechend enge Kooperation mit und Unterstützung durch einen erfahrenen Hochschullehrer im Cluster ergab oder nicht. Bei Forschungsthemen, die zu wenig Nähe zu den bestehenden Forschungsaktivitäten im Cluster aufwiesen, bestand nicht die Möglichkeit sich an eine bestehende Arbeitsgruppe anzugliedern und deren Infrastruktur (insbesondere Labore) mit zu nutzen. Die thematische Nähe konnte aber auch zu groß sein: Bei Forschungsthemen mit großen Überschneidungen zu bereits etablierten Arbeitsgruppen konnten sich die Nachwuchswissenschaftlerinnen gerade nicht an die naheliegenden Arbeitsgruppen angliedern, da sonst ihre wissenschaftliche Eigenständigkeit in Frage gestellt worden wäre. Folglich hatten gerade durch die Bemühungen des Clusters, Frauen stärker zu fördern, gerade die Frauen der befragten Nachwuchsgruppen stärkere Probleme mit der Vernetzungsarbeit und Kooperationen als ihre männlichen Kollegen. Neben dem bereits geschilderten Problem, dass ihre Forschungsthemen meist nicht im Kernbereich des Clusters gesehen wurden, bereiteten auch die räumlichen Gegebenheiten Schwierigkeiten: Durch die thematische „Ferne“ waren sie in anderen Gebäuden der Universität unterbracht, was wiederum Auswirkungen auf die Interaktions- und Kommunikationsgelegenheiten hatte. Auch verringert sich die effektive Nützlichkeit des UniCat-Colloquiums, da zwangsläufig die meisten Themen keine Nähe zum eigenen Forschungsthema aufweisen und somit die Wahrscheinlichkeit möglicher Kooperationen sinkt.
Zusammenfassend kann man also hervorheben: UniCat ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Frauenquote beträchtlich zu erhöhen. Die Herausforderung der nächsten Jahre wird es sein, diese Frauen besser als bislang systematisch in das Cluster zu integrieren.