UniCat-Professor Dr. Peter Hegemann (57) von der Humboldt-Universität zu Berlin erhält den renommierten, mit 2,5 Millionen Euro dotierten, Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 2013.
In der Begründung der DFG heißt es: „Peter Hegemann kann ohne Wenn und Aber als der Begründer eines der dynamischsten aktuellen Forschungsfelder in den Lebens- und Neurowissenschaften angesehen werden: der Optogenetik beziehungsweise Neurophotonik.“
Peter Hegemann, Professor für Experimentelle Biophysik an der Humboldt-Universität und UniCat-Mitglied, ist einer der Begründer der Optogenetik, einer neuen innovativen Methode, mit der durch Licht aktivierbare Proteine aus Mikroorganismen in ausgewählte Neuronen eingebracht werden. Hegemann hat in den 90er Jahren die Grünalge Chlamydomonas untersucht und dabei ein lichtempfindliches Molekül in dem Einzeller gefunden. Er hat die lichtaktivierten Kanaleigenschaften, der heute als Channelrhodopsine bezeichneten Proteine, erforscht. Heute sind die Moleküle zum wichtigen Werkzeug der Optogenetik geworden, einer Methode, die von der renommierten Zeitschrift Nature Methods zur Methode des Jahres 2010 gewählt wurde. Rhodopsine werden mit Hilfe von Gentechnik in Nervenzellen eingeschleust und lassen sich dort beispielsweise von Licht aktivieren und wieder deaktivieren. Damit lassen sich Funktionen von einzelnen Zellen oder Zelltypen und die Verknüpfung dieser Zellen im neuronalen Zellverband studieren.
"Ich freue mich sehr über die Anerkennung der Arbeit unseres Forscherteams. Wir haben immer an exotischen Prozessen geforscht und wurden dabei immer von der DFG unterstützt, obwohl die ersten Jahre nur Wenige von unseren Arbeiten Notiz genommen haben. Mit dem Preisgeld werden mein Team und ich natürlich wieder ein exotisches Forschungsprojekt anstoßen. Ich könnte mir vorstellen, an marinen Mikroalgen zu erforschen, wie Fotorezeptoren an Tag-Nacht-Rhythmen oder saisonalen Veränderungen beteiligt sind. Aber auch arktische Algen sind noch wenig verstanden und lassen noch viele Überraschungen erwarten“, sagt Peter Hegemann.
Verliehen werden die bedeutendsten deutschen Forschungsförderpreise an die elf Preisträger am 19. März 2013 in Berlin.
Ausgehend von frühen eigenen Forschungen an der einzelligen Grünalge Chlamydomonas wies Hegemann als erster mit seinem Kollegen Georg Nagel aus Würzburg nach, dass unterschiedlichste Zelltypen einschließlich humaner Zellen durch Licht „schaltbar“ sind, sobald sie mit dem lichtaktivierten Ionenkanal aus Algen, einem bestimmten Lichtrezeptor-Protein – dem Kanalrhodopsin-2-Protein – ausgestattet sind. Dies eröffnete die von vielen Wissenschaftlern herbeigesehnte Möglichkeit, die Auswirkungen von Änderungen etwa der Ionenzusammensetzung oder des pH-Wertes in Zellen ohne mechanische Eingriffe untersuchen zu können. Mithilfe der Kanalrhodopsine konnten dann viele Wissenschaftler weltweit, z. T. in Kooperation mit Hegemann einzelne Nervenzellen wie auch komplexe neuronale Netzwerke bis hin zum Mäusegehirn mit präzisen räumlich-zeitlichen Lichtmustern anregen. Seine – oft gemeinsam mit Karl Deisseroth aus Stanford – entstandenen Arbeiten sind fundamental für die Grundlagenforschung und als Werkzeug in den Lebenswissenschaften; darüber hinaus können sie aber auch zur Behandlung von neuronalen Krankheiten, die auf einer Beeinträchtigung von Sinneszellen beruhen, oder von Autismus und Schizophrenie beitragen.
Der UniCat-Vorstand gratuliert Peter Hegemann herzlich und freut sich mit ihm.Das ist ein weiteres Glanzlicht für die Berliner Naturwissenschaft und insbesondere für unser Konsortium, auf das wir sehr stolz sind", sagt UniCat-Sprecher, Prof. Dr. Matthias Drieß.
Nach dem Studium der Chemie in Münster und München promovierte Peter Hegemann bei Dieter Oesterhelt am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, bevor er als Postdoktorand an die Syracuse University nach New York ging. Nach Stationen in München und Regensburg ist er seit 2005 Professor für Experimentelle Biophysik an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Der Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG vergeben. Er zeichnet herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre Forschungen auf allen Gebieten der Wissenschaft aus. Sie erhalten mit dem Preis ein Preisgeld von in der Regel jeweils 2,5 Millionen Euro, das sie in einem Zeitraum von bis zu sieben Jahren nach ihren eigenen Vorstellungen und ohne bürokratischen Aufwand für ihre wissenschaftliche Arbeit ausgeben können. Bislang wurden 324 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Preis ausgezeichnet, der auch weltweit als einer der wichtigsten Wissenschaftspreise gilt; sechs Preisträger erhielten nach dem Leibniz-Preis auch den Nobelpreis.